Chance und Segen? WhatsApp und Facebook sind nun eins.

Credits © ra2 studio - Fotolia.com


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Glaubenskriege finden manchmal ein unvorhersehbares Ende. Ob das dann eine Chance oder Segen ist, muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden. Aber so ein überraschendes Ende vereint Menschen, schafft neue Aussichten und in letzter Konsequenz aggregiert es den täglichen Wahnsinn, auf zahlreichen Plattformen, eine Einigkeit über eine gemeinsame Kommunikationsebene zu finden.

Über die letzten beiden Jahre waren meine Fans, Follower oder Freunde (nennt es wie ihr wollt), verstreut über Facebook und WhatsApp. Ja, es war fast ein Glaubenskrieg, wo man sich nun unterhält. Und oft kam es zur Eruption der Gefühle, weil eine Einigung über den besseren (wo war überhaupt der Unterschied) Messenger nicht möglich schien.

Die Facebookler meinten, im führenden sozialen Netzwerk alles gebündelt zu haben: Chats mit Freunden, Selbstvermarktung und Firmenpräsenz. Der Durst nach digitalen Gesprächen musste gestillt werden. Das Gefühl des “Dazugehörens” zur führenden Community war stärker als alle Datenschutz-Bedenken, koste es was es wolle, auch wenn (oder gerade weil?) Facebook nichts kostet. Oder waren Daten die Währung von Facebook? Ach, egal…

Die Whatsapp(l)er glaubten, man gebe hier weniger Informationen über sich preis. Man verzichtete auf Gespräche in Facebook, da man in WhatsApp ja nicht sein ganzes Leben und private Bilder der Öffentlichkeit Preis gab. Überhaupt warum muss man jedem Hype nachrennen und überall Profile aufbauen? Und wer will schon Werbung sehen, die nicht zielgerichtet ist trotz all der gesammelten Daten? WhatsApp ist einfach, schnell (aufgesetzt) und öffentlich leise. Die 0,89 Cent für die App? Geschenkt.

Eines hatten sie gemein: Verschlüsselung oder Datenschutz war den Nutzern meistens egal. Dass man auch andere Optionen hat wie SMS oder verschlüsselte Messenger kam anscheinend nur wenigen in den Sinn.

So waren die einen hier, die anderen dort. Nun ist der Glaubenskrieg vorbei, an einem gemeinsamen Ort.
Facebook hat sich WhatsApp einfach gekauft – für 16 Milliarden.

Es ist eine Chance und ein Segen für alle. Denn jetzt geht der Glaubenskrieg nur noch in eine Richtung: Zuckerberg’s Team seine Daten anvertrauen, oder doch eher -gemäß einer guten Investment-Strategie- ein paar Daten hier und dort in Messengern von Google, Apple, Microsoft oder anderen Anbietern verstreuen, um nicht sein Leben einem Anbieter offen zu legen.

Mit dem Merger von Facebook und WhatsApp stirbt aber auch meine Hoffnung auf einen Trusted Single Sign-On Anbieter, dem man gerne Geld bezahlt hätte dafür, dass er vertrauenswürdig mit den Daten umgeht, keine Werbung einspielt, ordentliche Services anbietet und Viel-Chatter vom Glaubenskrieg fern hält.

Der Glaubenskrieg erfasst aber nun hoffentlich auch die Investorenszene in Deutschland. Als WhatsApp-Mitgründer Jan Koum auf der DLD noch stolz verkündete, man werde erst in ein paar Jahren über ein Monetarisierungsmodell nachdenken, hatte ich noch auf Twitter festgestellt, dass man offensichtlich nicht einmal eine Monetarsierungsstrategie mit einem Start-Up in den USA benötigt, um Investoren zu gewinnen. In Deutschland wäre das undenkbar.

Auf dem
InternetWorld Kongress werden wir sicher im Kaminzimmer im Start-Up Slot diesen Glaubenskrieg zu thematisieren. Aber eins steht fest: Zuckerberg’s Mannschaft wird die 16 Milliarden irgendwie refinanzieren wollen. Die Frage ist nur: Wird es mit Werbung sein, geht WhatsApp werbefinanziert, integriert oder “paid alleinstehend” weiter? Auf jeden Fall wird sich Jan Koum diesem Glaubenskrieg gegenübersehen. Zum Glück erstmal nicht der Nutzer. Der wird sich eine neue App-Spielwiese suchen. Sei es dann
Viber,
Vine,
Snapchat oder doch wieder die gute alte SMS.

Ist es nicht ein Segen, dass ein Merger neue Chancen bietet?