Inhalte auf der Überholspur


Tintenfass und Schrift
Das Produzieren von Inhalten, die abseits der üblichen News den Nerv der Leserschaft treffen und die das Zeug dazu haben, sich viral zu verbreiten, steht in Zeiten von Big Data im Mittelpunkt vieler Contentproduzenten. Mit Hilfe von Daten können Content Marketing-Verantwortliche und Journalisten innerhalb kurzer Zeit herausfinden, welche Artikel oder Beiträge am meisten gelesen, geteilt und gelikt werden und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Leser ähnliche Artikel genauso gut finden. Wir Schreiber haben es auf der Suche nach News und nach den „Best-offs“ im Netz so einfach wie noch nie. Wir nutzen hierfür Signale aus den tiefen Welten der sozialen Netzwerke via Social Media Monitoring, wir orientieren uns an den „Trendig Topics“ oder verlassen uns auf die Analysetools unserer diversen sozialen Plattformen. Und dann gibt es noch
Spike. Ein Dienst aus UK, der auf den
Medientagen in München von Liam Corcoran vorgestellt wurde. Im Gespräch mit Richard Gutjahr erkläre Liam, warum Spike so einfach ist, fast schon etwas simpel, denn die Suchanfragen sind vorkonfektioniert und lassen sich mit einfachen Schlagwörtern verfeinern. Hinter der Plattform Spike steckt das Unternehmen
NewsWhip, das hierfür in Echtzeit bis zu zwei Millionen verschiedene Geschichten und 150 Millionen soziale Interaktionen wie Likes oder Shares analysiert. Die analysierten Daten werden dem Nutzer in Form eines browserbasierten Dashboards mit dem Namen Spike präsentiert, das 79 Prozent des gesamten “Buzz” vorhersagt. Und daher verwundert es nicht, dass die Gründer von NewsWhip mit diesem Dienst die Art wie wir Content erstellen neu erfinden wollen „Supercharge your ability to understand what’s going viral, before it happens.“

In einem Interview mit VentureBeat im Juli 2015 sagte der Gründer Paul Quigley:

“We want to map the full genome of social distribution,” said Quigley. “That means going deeper in terms of categorizing content, understanding the relationship between stories, and tracking who is writing and sharing what. It also means going wider, to make sure we’re capturing everything — all the world’s content in every language every day.”

Informiert sein, was in den sozialen Netzwerken passiert und über was gesprochen wird, ist zu einer Mammutaufgabe in Medienhäusern und Marketingabteilungen geworden. Daher entstehen weltweit neue Stellen für Journalisten und Datenfreaks, die sich mit den Informationen beschäftigen und in umsetzbare Maßnahmen verwandeln. Im Beispiel von US Today stellte Liam Corcoran folgendes Ergebnis vor: Seit der Nutzung von Spike konnte die Redaktion die Unique Users um 18 Prozent steigern. Das ist ein bemerkenswerter Wert, bedenkt man doch in welcher Situation sich viele klassische Publisher derzeit befinden. Aber neben US Today nutzen natürlich auch die reinen digitalen Publisher die Plattform. So stehen PlayBuzz, die Huffington Post oder BuzzFeed auf der Kundenliste des jungen Start-ups, bei denen neben dem Erstellen von eigenen Inhalten auch das Kuratieren von Postings zur alltäglichen Arbeit gehört.

Das „Reinhören“ und gezielte „Herausgreifen“ von Storys aus den sozialen Netzwerken verhilft also allen Publishern ihre Leser besser zu verstehen und ihnen Inhalte anzubieten, die das Geschehnis abseits der Nachrichtendienste abbildet. Liam Corcoran hielt in seinen ,Takeaways‘ fest, dass Publisher mit einem starken Verständnis für ihre Leserschaft, zu den Gewinnern im Online-Bereich zählen werden. Und diese Meinung teile ich auch. Immer mehr Publisher machen sich auf den Weg, moderne Analyse-Tools zu nutzen, sei es Spike, Social Media Monitoring Plattformen, mit denen auch die eigenen Kanäle beobachtet und analysiert werden können, oder einfache Analyse-Funktionen, die von den sozialen Netzwerken zur Verfügung gestellt werden. Das heutige Publizieren von Inhalten kann durch die Verwendung dieser Dienste höchst spannend und abwechslungsreich für die schreibende Zunft sein. Natürlich sollte man sich nicht dazu verleiten lassen, auf jeden hoch gerankten Artikel zu verweisen oder diese zu adaptieren, denn sonst wird es nur wieder ein Einheitsbrei von Nachrichten. Die schönsten Geschichten liegen oftmals nicht unter den Top10, sondern verstecken sich und wollen durch individuelle Einstellungen gefunden werden. Bei Spike kann man durch die Nutzung von Schlagwörtern und lokalen Einstellungen in den tieferen Ebenen des Analyse-Tools auf die Suche gehen. Und das gefällt mir besonders gut, denn durch die vielen Einstellungsmöglich können Geschichten entdeckt werden, die in ganz bestimmten Kreisen hip sind, aber ansonsten nie ans Licht der breiten Öffentlichkeit gelangen  würden. Also ein Buzz abseits des Mainstreams und doch Inhalte, die sich durch die Kraft der sozialen Netzwerke auf der Überholspur befinden.