Studie: Top-Management will Industrie 4.0, sucht aber noch den ROI
Mit der aktuellen Studie “Industrie 4.0 – Eine Standortbestimmung der Automobil- und Fertigungsindustrie” hat das Beratungshaus MHP die wichtigsten Treiber hin zu einer neuen
Industriellen Revolution herauskristallisiert. Insgesamt gaben 227 Personen aus der Automobil- und Fertigungsindustrie dazu ihre Meinung an. Wichtigste Erkenntnis: Wer nicht flexibel agiert, wird mit den permanenten Innovationen und Veränderungen wohl zukünftig auf der Strecke der Digitalen Transformation der Industrie stecken bleiben. Und: Lediglich 6 bis 8% der befragten Unternehmen sind in einer konkreten Umsetzung von Industrie-4.0-Konzepte.
Laut der Ergebnisse der Befragung von MHP sind gut drei Viertel der befragten Manager in den Branchen Automobil und Fertigung mit dem Wertebild vertraut. Gerade im Maschinen- und Anlagenbau sind Entscheider gut im Thema angekommen. Von den Automibilherstellern kann man das wiederum nicht sagen. Dort herrscht noch klares Nachholbedarf, um sich dem Konzept und seinen Chancen zu nähern. Daß Deutschland sich hierbei als Vorreiter platzieren kann, sind sich entsprechend auch nur die Hälfte der Befragten sicher – auch wenn die Chefetagen das Thema zu ihrer Agenda machen.
Von der Wichtigkeit der Industrie 4.0 sind fast 80% überzeugt. Sie schätzen Industrie 4.0 als wichtig oder sehr wichtig ein. Offensichtlich ist jedoch die Zulieferindustrie der Automobilhersteller davon nicht überzeugt. Sie bewerten das Thema eher als weniger wichtig.
Umgesetzt wird
Industrie 4.0 bei den meisten Unternehmen dennoch nicht. Theorie und Praxis scheinen hier doch noch ein gutes Stück voneinander entfernt zu sein. Meinen zwar die Hälfte der Befragten, ihr Unternehmen beschäftige sich mit Industrie 4.0, so ist der Begriff „Beschäftigung“ mehrdeutig. Immerhin 12% der befragten Unternehmen entwickeln schon Produkte oder Dienstleistungen für die digitale Wirtschaft. Weitere 17% setzen Industrie 4.0 schon um. Zahlreiche Unternehmen sind allerdings vorwiegend noch bei der Informationsaufnahme und Wissensaufbau (31%) und andere (23%) sind in Arbeitskreisen der Industrie unterwegs.
Die Studie zeigt auch, wo die größten Chancen für die Industrie 4.0 liegen. So werden die Machine-to-Machine (M2M) Kommunikation, Mobile Device Management und Planungsalgorithmen an erster Stelle genannt. Selbststeuernde Produktionsprozesse sind bei 13% der Unternehmen in Planung (56% haben es auf dem Radar). Hingegen müssen sich wohl Themen wie Rapid-Manufacturing-Technologien (3D-Druck) oder Augmented Reality in der Produktion auf einen langen Evolutionsprozess von rund fünf Jahren einstellen.
“Die Studienergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Industrie 4.0-Konzepte müssen transparenter, bekannter werden. Der Nutzen für die Unternehmen – und dies gilt insbesondere für den Mittelstand – muss greifbar sein. Dabei sind die Politik, Verbände, Technologie-Anbieter, Dienstleister und implementierende Industrieunternehmen gleichermaßen gefordert. Das größte Risiko besteht darin, zu langsam zu agieren und damit wertvolle Wettbewerbsvorteile zu verspielen.” Dr. Oliver Kelkar, Innovationsmanagement, MHP & Autor der Studie
Spot On!
Die größte Hürde der Thematik “Industrie 4.0” scheint wie schon so oft bei Trendthemen der wirtschaftliche Erfolg und seine Messbarkeit (ROI-Betrachtung) zu sein, eine zwangsläufige Schwierigkeit bei einem noch jungen Thema. Aber auch das Thema Change Management im Rahmen von sich ändernden eigenen Prozessen und Arbeitskulturen und -Struktureen im Unternehmen steht nicht hinten an in der Liste der ToDos. Und wo Standards (15%) und Sicherheit (10%) als Hemmschuh auftauchen und Social Media als Innovationskatalysator eher gering gesehen wird, muss man sich wohl nach den
Ergebnissen der Studie auch bei der Adaption auf eine lange steinige Reise vorbereiten, die allerdings wenig von Flexibilität geprägt ist.
Dieser Post entstand in Zusammenarbeit mit dem
HP Business Value Exchange Blog.