Let’s go ePublishing!
Auf der jährlich stattfindenden Frankfurter Buchmesse sucht das gedruckte Buch seine Abnehmer. In diesem Jahr präsentierten 7300 Aussteller aus über 100 Ländern ihre Werke dem Fachpublikum und dem interessierten Laien. Und mittendrin entdeckt man die neue Welt der Bücher: eBooks & Apps!
In der Eröffnungsrede von Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, Vorsteher des
Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, fand das Digital Publishing eine deutliche Stimme. „Es ist gut, dass die digitale Welt Einzug in die Buchbranche hält. Sie wird die analoge Welt ergänzen. Literatur entsteht in Wechselwirkung mit der Kultur ihrer Verbreitung.“
Das ist ein äußerst interessanter Aspekt, den Gottfried Honnefelder aufgreift. Es geht nicht um das Buch an sich. Es geht um den Inhalt, um den Text, um das literarische Werk. Und dieser Inhalt wird heutzutage von vielen Menschen bereits über viele andere Plattformen genutzt. Es entsteht nicht nur ein neuer Konsumkosmos, es entsteht auch eine neue Literatur. Und was besonders spannend ist, es entsteht eine neue Autoren-Economy. Autoren, die sich nicht mehr von Verlegern sagen lassen, ob ihr Buch “verkaufbar” sei oder nicht, Autoren vermarkten sich selbst und bringen ihre Werke über ePrint-Services auf den Markt.
Typische Print-Verlerger könnten jetzt natürlich verzweifeln, aber sie sollten es nicht. Die Aufforderung lautet vielmehr: Let’s go ePublishing! Lasst uns diese Welt mitgestalten! Seid offen für die Veränderung, arbeitet zusammen, setzt auf die Ausbildung eurer Mitarbeiter, investiert in Innovationen und bringt euer Know-how ein! In der
Podiumsdiskussion “Lessons learned from digital publishing”, die auf der Frankfurter Buchmesse stattfand, waren diese Punkte deutlich zu hören.
Viele kleine Verleger sind nicht in der Lage, Schritt zu halten. Denn diese Entwicklung kostet Geld. Aber wer nicht investiert und mit seinen Angeboten auf den neuen Endgeräten wie TabletPC oder eReader präsent ist, verliert jeden Tag wertvolle Leser. Nun könnte man daraus aber auch eine Tugend machen und nach Inhalten im Netz suchen sowie diesen Inhalten in gedruckter Form eine neue Heimat bieten. Es gibt bereits erfolgreiche Beispiele wie ‘Shades of grey’, das zuerst als eBook im US-Markt veröffentlicht wurde oder ‘Holunderküsschen’ von
Martina Gercke, das bislang meistverkaufte eBook 2012 bei Amazon. Auch dieser Titel ist jetzt als
Print-Produkt im stationären Handel erhältlich.
Verlage haben noch die Beziehung zu ihren Autoren und diese Beziehung ist nicht zu unterschätzen. Die Beratung, ob ein Inhalt gedruckt oder digital zur Verfügung gestellt werden soll, muss heutzutage kompetent erfolgen. Was hilft es, wenn ein guter Inhalt in gedruckter Form im stationären Handel untergeht, aber über das Internet seine Abnehmer finden könnte? Mit Gewinn versteht sich.
Wenn im Jahr 2013 dann also nicht mehr die Frage im Vordergrund steht wie das gedruckte Buch gerettet werden kann, sondern wie man gute, intelligente Inhalte und hervorragende Literatur über verschiedene Wege an den Konsumenten bringen kann, dann wären wir einen Schritt weiter. Dann wäre auch der Kreativität in der Vermittlung von Inhalten neue Tore geöffnet. Denn ein eBook muss ja nicht unbedingt aussehen, wie ein gedrucktes Werk, oder? Kinderbücher sind in mancher Hinsicht schon ein wenig weiter, man betrachte zum Beispiel die Bemühungen des
Carlsen Verlag. Dieser präsentierte auf der Buchmesse in Zusammenarbeit mit
readhox interaktive epub-Kinderbücher mit integrierten Minispielen. Sie werden als App vermarktet und bieten Videos, Bilder und Spiele an. Vielleicht gibt es auch für Jugendliche bald eine Reihe, die nur für Tablets und Reader geschrieben wurde oder in einer App präsentiert werden. Die neue Welt des Digital Publishing kann noch richtig gut gestaltet werden und für Verlage gibt es noch unendlich viele Ansätze. Sie sollten nur nicht zu lange damit warten, sie sollten kreativ damit umgehen und sich nicht hinter gelernten Strukturen verstecken, denn Technologie- und Internetanbieter aus der ganzen Welt gestalten diese Welt bereits kräftig mit. Man betrachte derzeit die Entwicklungen von Apple oder Amazon. Apple wird Ende Oktober sein
iPad Mini vorstellen, mit Schwerpunkt auf eBooks. Zeitgleich soll laut Gerüchten auch iBooks 3 mit erweiterten Funktionen wie Annotationen und weiteren Tricks vorgestellt werden. Zudem sollen im iPad Mini ein Multi-Mode Support für Audio- und Textbook Synchronisation zur Verfügung stehen. Und
Amazon hat kürzlich den Start einer digitalen Leihbücherei verkündet. Ein toller Schachzug, um noch mehr Leser und insbesondere Kinder für eBooks zu begeistern. Amazon bindet zudem immer mehr Autoren an sich, indem das Unternehmen als Alternative zu klassischen Verlagen agiert und unbekannten Autoren eine Heimat bietet.