Booz & Company Studie: Unternehmen investieren in Social Media. Aber in was…?

Die internationale Strategieberatung
Booz & Company hat sich mal den DACH-Markt mit einer Social Media Studie vorgenommen, wie jetzt die
WUV berichtet. Die Studienergebnisse klingen euphorisch: 80% der Entscheidungsträger prognostizieren, dass Social Media einen höheren Stellenwert im Tagesgeschäft der Geschäftsführer ihrer Unternehmen einnehmen wird. Eine gute Nachricht…

Große Unternehmen beabsichtigen demnach eine Budgeterhöhung um 22% von 206.000 auf 250.000 EUR. Besonders investitionsbereit sind laut der Studie offensichtlich Telekommunikationsbranche und Konsumgüterindustrie. Das Personal soll von drei auf sieben Personen in Vollzeit-Stellen wachsen. Das klingt, als ob die Firmen in Personal investieren und Social Media Inhouse ansiedeln. Auch das ist eine gute Nachricht…

Der Studie zufolge, scheint auch der Mittelstand die Wichtigkeit des Themas erkannt zu haben und will nun Budgets für die Aktivitäten in sozialen Medien um ein Drittel erhöhen. Die Aussage des Social Media Experten von Booz & Company, Alexander Sova, klingt dabei für mich nicht unbedingt wie eine gute Nachricht…

“Unternehmen mittlerer Größe sind hier teilweise “stuck in the middle”. Einerseits sind sie zu groß, um Social Media mit geringem Aufwand einfach “auszuprobieren” oder gar zu ignorieren. Andererseits fehlen ihnen aber auch vielfach die Ressourcen, um das Thema umfassender anzugehen.”

Einfach mal “auszuprobieren”, kommt einem Webansatz aus der Zeit zwischen 1995 und 2002 gleich. Da wurde einfach mal eine Webseite für das Unternehmen erstellt und sich dann gewundert, warum sie letztendlich wenig frequentiert wird und die Pflege auch noch Resourcen kostet. Es gab eben keine Webstrategie dahinter, keine Einbettung in die tagtäglichen Arbeitsprozesse und kein strategisches Ziel, was man mit der Webseite beabsichtigt und wie man sie in das traditionelle Business einbindet.

Ignoranz gegenüber Social Media ist fahrlässig: Weniger aus Sicht der Gefahr oder
sonstiger Panikmache, welche ein Unternehmen selbst am besten für sich einschätzen kann, denn aus Sicht des Wachstum-, Netzwerk- und Gesprächspotentials. ROI sollte nicht als “Risk of Ignorance” oder “Return on Ignorance” sondern als “Return on Indexing” (siehe hierzu auch den Ansatz des
Personal Scoring Index) verstanden werden.

Die notwendigen Ressourcen findet man -und das sage ich aus zahlreicher Seminarerfahrung- mit einem ordentlichen Strategieprozess, der Kosten und Personal verifiziert. Interessanterweise wird die externe Brille der Strategieberater laut Studie nur im Sinne des Marketings bei Social Media Kampagne aufgesetzt. Geht also hier das Budget letztendlich hin? Kampagnen? Zahlreiche Beispiele der letzten zwei Jahre haben mir gezeigt, dass hier mehr Geld verbrannt denn gemacht wird. Das Thema Nachhaltigkeit bleibt auf der Strecke, der Kern von Social Media, wie oft auch dessen Strategie in Zusammenhang mit einer Webstrategie.

Nochmal zum Verständnis: Social Media ist keine Disziplin, sondern eine Einstellung zum Thema Strategie im Business!

Vor rund einem Jahr haben Heike Bedrich und ich die
3-Säulen-Strategie entwickelt. Die Kernelemente sind dabei die Vermenschlichung der Marke, stabile Organisationskultur “Pro Social” und das Erstellen von Automatisierungsprozessen. Auf der dmexco 2010 haben wir
in einem Interview das Modell noch einmal genauer erläutert.

Es stellt sich die Frage… Wo fließen die Budgeterhöhungen rein? Personal, Kampagnen oder Beratung? Gibt es Erfahrungen mit dem “Trial-and-Error” Ansatz? Wie kann Automatisierung von Prozessen eurer Meinung aussehen? Und was haltet ihr von der 3-Säulen-Strategie? Ich bin gespannt…

PS: Unternehmen, die Social Media sinnvoll und fundiert einsetzen wollen, können sich auch in einem
Seminar weiterbilden oder einen unternehmensspezifischen Strategieprozess durchlaufen (Kontakt bitte
hier aufnehmen).