Die nächste Generation: Axel Springer schnappt sich Business Insider
395 Millionen Euro zahlt das traditionelle Verlagshaus Axel Springer für Business Insider, dem Star des neuen und wilden Online-Wirtschaftsjournalismus. Mit der Akquisition erhält Axel Springer einen optimalen Zugang zu der gefragten Zielgruppe der 18 bis 24-Jährigen, den sogenannten Millennials.
In der Pressemitteilung bestätigt Mathias Döpfner, CEO von Axel Springer SE, dass die Akquisition von Business Insider auf die Strategie einzahle, die digitale Reichweite und vor allem die Investition in digitale journalistische Angebote in englischsprachigen Regionen kontinuierlich zu erhöhen. Laut Döpfner hat Business Insider weltweit einen neuen Standard im digitalen Journalismus gesetzt.
Aber was ist so anders, an diesen jungen wilden Online-Blattmachern? Ist es der Click & Dirty Boulevard Journalismus, bei dem innerhalb kurzer Zeit viele Texte produziert werden, in dem Content neu verpackt und zurechtgeschnitten wird, optimal geeignet für die mobile Zielgruppe, die sich den langatmigen Textstrecken der Traditionshäuser immer mehr verweigern? Oder ist es die Kunst des Viral Publishings?
In
Onlinemarketingrockstars wurde die Geschichte des Business Insider-Gründers Henry Blodget ausführlich vorgestellt. OMR schreibt: „Auch das Potenzial von „Social Traffic“ nutzt Business Insider früh aus. Mit „Clickbait“-Headlines teasern die BI-Schreiber ihre Texte so an, dass sie Klicks auf Facebook- und Twitter provozieren. Business Insider ist damit mit das erste Portal, das die Prinzipien des „Viral Publishing“ auf einen seriösen Themenbereich überträgt.“
Sharing is caring und ist es den Lesern egal was sie teilen, wenn die Headline stimmt und der Content schnell lesbar und zu verbreiten ist?
Nehmen wir Vice. Das Medium beschreibt sich selbst als
,ein ständig weiter wachsendes Universum aus immersivem, investigativem, unbequemem und gelegentlich bissigem Journalismus‘. Mutig ist diese Beschreibung und es spricht die junge Zielgruppe an, die sich politisch informieren möchte. Vice hat alleine auf Facebook eine Community von über 4,5 Millionen Fans, nur Buzzfeed ist größer und erreicht über Facebook über 5,3 Millionen Fans. Business Insider zählt 3,338 Millionen Fans, eine tolle Ausgangssituation für Springer. Denn woher beziehen heute junge Leute ihren Content? Über einen diversifizierten Chor von Quellen und der klassische Journalismus ist hierbei nur noch einer von vielen Quellengeber. Ob der Newsfeed oder Instant Article bei Facebook, News-Apps von Apple, Snapchat Streams, Soundcloud News oder Periscope Livestreams – das Angebot ist groß und diese Zahlen zeigen, dass Vice, Buzzfeed und Business Insider schon alleine aufgrund ihrer starken Community auf Facebook und auch auf allen anderen sozialen Netzwerken gegenüber deutschen traditionellen Medien einen Vorteil haben. Und zwar den Vorteil der globalen Social Media-Reichweite. Deutsche Traditionsunternehmen haben diese über viele Jahre belächelt und nun zeigt sie sich als Gate-Keeper. Ich bin schon gespannt, welches junge wilde Online-Medium als nächstes von einem deutschen Traditionsverlag akquiriert wird und die Social Media-Reichweite für sich zu nutzen weiß.