Sommerloch-Perspektiven: Die Medienkrise, eine Spendensause und der Untergang der PR

In den letzten drei Wochen konnte ich aus einer relativ entspannten Perspektive dem Treiben im Web, besonders dem Treiben im Social Web, zuschauen. Ich fühlte mich als Zuschauer, denn ich hatte kaum Möglichkeiten meine Dinge mit der Welt zu teilen. Ich hatte Urlaub und im Urlaub gibt es bei mir ganz bestimmte Regeln: Ich bin nur morgens und am Abend online und checke meine diversen Kanäle, ansonsten lebe ich offline und genieße den Tag. Man soll auch keine Telefonate annehmen,
denn im Urlaub mit dem Büro zu telefonieren gleicht in etwa einem Bungeesprung, so eine aktuelle Studie. Heftig, nicht wahr?

Meine Urlaubstage gestalteten sich daher ruhig: Berg rauf, Berg runter, wieder Berg rauf und Berg runter, wieder Berg rauf …

Und bei all dem Wandern konnte ich über dies und das nachdenken, was ich in meinen Kanälen am Morgen oder am Abend gesehen hatte. Da war zum Beispiel die Sache mit der
Zeitungskrise in der FAZ. Die FAZ-Redakteure haben die Krise vortrefflich zusammengefasst und ich grübelte den ganzen Tag, ob ich auch eine Gefahr für die Verlage bin, ob meine Kinder eine Gefahr für die Verlage sind und ob ich mir vielleicht doch wieder eine Tageszeitung abonnieren soll. Aber nein, lassen wir das. Ich kann die Zeitungsverlage nicht retten. Auch wenn ich mir wieder eine Tageszeitung abonniere. Ich lese Zeitungsartikel online und am Wochenende gönne ich mir immer eine Wochenzeitung, sehr gerne sogar, und dann kommt ja auch bald der
Krautreporter. Zudem wird ein neuer
Algorithmus bei Facebook dafür sorgen, dass ich in meinem Newsfeed nur noch qualitativ hochwertige Inhalte zu lesen bekomme, etwa Nachrichten (!!!!), anderseits aber auch Posts, mit denen stark interagiert wird. Also ich rette die Zeitungen mit einem Tageszeitung-Abo nicht, aber vielleicht Facebook mit dem neuen Algorithmus. Strengt euch also an liebe Zeitungsredakteure, eure Zeit ist noch nicht gekommen, um „Good bye“ zu sagen.

Nun ist da aber nicht nur die Krise der Zeitungsverlage zu nennen, die da bei mir mal wieder aufgepoppt ist, sondern auch die Krise der PR-Branche. So wurde in einem von mir geschätzten Magazin ein Artikel publiziert, in dem in etwa geschrieben steht: Die
PR-Branche steht kurz vorm Abwinken, wenn wir nicht umdenken und neue Formen wie Influencer Relation nutzen. Naja, dem Sommerloch sei Dank, es haben sich bereits viele mit dem Artikel auseinandergesetzt und ich halte mich daher zurück, denn zum Wandel in der PR-Branche habe ich in den vergangenen Jahren schon unglaublich viel geschrieben, siehe auch hier mein Statement zum
PR-Blogger Geburtstag, da fing ja alles an. Aber zum Thema Influencer Relations möchte ich doch noch etwas zu sagen: Wenn man wie Zalando die Macht des Web nutzt und
viele Blogger um sich scharrt und fleißig Einkaufsgutscheine verteilt, dann macht Influencer Relations vielleicht Sinn. Aber wenn man nichts zu verschenken hat, dann wird es schwierig. Das sehe ich ja bei mir. Ich habe nichts zu verschenken. Aber viele Blogger wollen nun mal Einkaufsgutscheine und Autos oder Tütensuppen testen. Also: Influencer Relations rettet die PR-Branche auch nicht. Denn das was da Zalando macht ist ja Online Marketing. Und Online Marketing hat nichts mit PR zu tun. Aber lassen wir das. Die Diskussion führt ins Nirwana.

Ja und dann war da noch die Sache mit dem Eiskübel und den vielen Videos, die meine Timeline überschwemmt haben. Zuerst wusste ich wirklich nicht, was das alles soll, ich konnte mir die Videos aufgrund meiner begrenzten Social-Media-Zeit und meines begrenzten Flat-Volumens auch nur immer kurz anschauen, aber irgendwie fand ich das schon interessant, dass sich so viele Menschen mit einem Eiskübel zur Schau stellen und für eine gute Sache spenden. Also die Medien hatten ihren Spaß und ein tolles Thema, über das sie im Sommerloch schreiben konnten. Die Eiskübel-Spenden-Kampagne hat in jedem Fall für Buzz in den Medien gesorgt, da bin ich mir sicher. Und damit ist doch jetzt auch alles gut. Dem Sommerloch sei Dank, dass so viele Krisen sichtbar wurden und so viele wunderbare Videos gedreht wurden. Aber der Urlaub ist vorbei und die dmexco, die Frankfurter Buchmesse und die Medientage stehen vor der Tür und ich muss mich um einige wichtige Dinge kümmern: Ich muss jetzt PR machen. Ohne Eiskübel und Einkaufsgutscheine, aber mit verdammt vielen guten Themen.