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Pro-Accounts bei Twitter? Das Problem der Monetarisierung des Microblogging-Dienstes

Nun hat Facebook offensichtlich also doch vorerst Twitter nicht gekauft. Die Gründe ‚Pro-Twitter‘ lagen auf der Hand: cooles Tool und Image, ideale Ergänzung für Facebook und fetter Wachstum (600% Userwachstum im vergangenen Jahr) – aber wie macht man jetzt Geld damit? Hmm… Ein altes Problem der Social Networks wird zum Deal Breaker: die Schwierigkeit eine Vermarketungsstrategie zu finden. Vermutlich hatte Facebook selbst mit den Verhandlungen die Hoffnung, hier auf neue Ideen zu stoßen. Ok, ist eine Spekulation, aber schon so manche Verhandlung hat eine Firma auf altbekannte Modelle und neue Ideen stoßen lassen.

Twitter also immer noch im Becken der ‚goldsuchenden‘ Microblogging Dienste. Und dabei hat man bei Twitter hinsichtlich der Vermarktung doch schon einiges versucht: Businesskunden sollten zahlen (warum wurde das nicht durchgezogen?) und beim Kundenservice wurde an Werbung/Advertising nicht gespaart. Aber da fallen einem auch schon die beiden ersten Fehler auf: Twitter lebt erstmal von Privatleuten, die das Tool als Vehikel für ihre ‚persönlichen‘ Selbstvermarktungsbemühungen (ok, ist auch irgendwie Business…) nutzen – erst kommt eben der Mensch, dann das Business. Der Bereich des Kunderservice ist sicherlich nicht die Trafficmaschine, die den Umsatzhebel umlegt. Die Einahmequelle, per SMS in den USA an den Usern zu verdienen, ist sicherlich ein Ansatz. Dennoch kommt vermutlich 95% des Traffics und mehr von Leuten, die an (mobilen) Rechnern sitzen. Hier ist doch wohl eher anzusetzen…

Nun frägt man sich, wie man denn als Twitter gutes Geld machen könnte. Werbung wurde schon allseits diskutiert und Ansätze gingen von Bannerwerbung a la Google Adwords oder Adsense Textanzeigen über Hintergrund-Vermarktung bis hin zur ‚coolen‘ Idee von Magpie, die einen zum Werbe-Vehikel via Twitter nutzen – per Tweet kommt Werbung einfach mit, sprich: der eigene Twitter-Accout wird einfach zur Litfass-Säule.

Anlässlich des Sesselwechsels von Lars Hinrichs bei XING nehmen wir nochmal den Gedanken auf, warum es keine Pro-Accounts bei Twitter gibt? Den Pro-Account zu definieren, ist prinzipiell einfach: Follower sieht man nur begrenzt und @Replies ausschließlich, wenn man Pro-Account User ist. Wo wäre wohl der kritische finanzielle Punkt erreicht? 3 EUR, 5 EUR monatlich – Flatfee 25 EUR pro Jahr?

Spot On!
Würde die Einführung der ‚Pro-Account‘ Idee jetzt Twitter killen, oder doch eher gar keine Umsätze die Plattform lahmlegen? Wenn Twitter wirklich einen Businessnutzen hat (und Dell hat schon ordentlich Umsatz gemacht mit Twitter!), dann sind die Kosten für Firmen zu vernächlässigen – Twitter macht es glücklich und gibt dem Businesswert endlich irgendeine Berechtigung außer die, unendlich viele Kontaktdaten zu haben, die man nicht über Dritte kontaktieren darf. Und die Privatuser, die Twitter gut finden und nutzen, werden mit einem geringen Obolus -symbolischer Wert 1 EUR- auch leben können – sonst kann man ja gar nicht mehr ’schnattern‘. Oder…?

Wochenrückblick: Webstrategie, Internetstrategie, Onlinestrategie

Der aktuelle Wochenrückblick mit den neusten Nachrichten zum Grundthema des Blogs…

– Politik im Netz ist seit dem amerikanischen Wahlkampf ein heißes Thema. Auch wenn man von Obamas Wahlakmpf im Web 2.0 hätte lernen können, scheint Deutschland hinsichtlich dieser Stragie noch sehr zurückhaltend: Von der INternetstrategie oihne Nachhaltigkeit, schreibt die WAZ.

– Die WAZ hat das Internet als strategisches Instrument für die Zukunft ausgemacht und plant Zukäufe. „Wir müssen selbstverständlich über Zukäufe nachdenken. Hierbei orientieren wir uns stark an unseren Kernkompetenzen“, verrät Online-Chefin Katharina Borchert gegenüber HORIZONT – Fachzeitung für Marketing, Werbung und Medien (Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main). Weitere Infos zur Onlin-Stratgie des Unternehmen bringt die HORIZONT in der Ausgabe 46/2008.

BANKINGCLUB ONLINE sichert der Community für die Bankbranche die nächste Finanzierungsrunde, berichtet Firmenpresse.de. Auch der Online-Ableger auf der Businessplattform Xing, die Gruppe BANKINGCLUB-ONLINE bleibt Bestandteil der Onlinestrategie im BANKINGCLUB. Immerhin ist die Gruppe mit über 40.000 Mitgliedern das größte Onlineforum für Banker in Europa.

– Wer zum Thema Steuer Hilfe benötigt, kann sich unter dem neuen Portal ’steuerberaten.de‘ informieren. Sonstige Informationen zu dem Portal und seiner Internet-Strategie, welche die Steuerbranche ins Internetzeitalter hieven soll, gibt es unter offenes-presseportal.de

– Europaweites Wachstum für den Online-Großhandel von Konsumgütern wird laut einer Mitgliederbefragung von des Großhandels-Marktplatzes zentrada.de und der Agentur promio.net erwartet. In diesem Zusammenhang weißt zentrada.de auf seine Online-Strategie.

Wochenendgruß: Remember Mao!

Mao war ein kluger Kopf und ihm fielen weiße Sprüche ein, die man manchmal einfach aus der Schublade kramen muss. So sagte er mal…

„It’s always darkest before it’s totally black!“

Ungefähr so muss sich der südafrikanische Politiker Nhlanhla Nene gefühlt haben, bevor das Gehölz endgültig zerbarst…

Spot On!
Die coole Reaktion nach dem ersten Knacks erwartet man manchmal von z.B. Finanz-Managern, wenn die Säulen ihrer ‚Finanzierungsgebäude‘ nachzugeben drohen…

Gedanken zu Datenschutz in Business und Web

Derzeit diskutieren Datenschützer, Experten und Politiker über verschärfte Bestimmungen im Datenschutz – alle sind sich dabei einig, dass persönliche Daten besser geschützt werden müssen, um Datenmissbrauch zu vermeiden. Dennoch gibt es dabei zahlreiche Fragezeichen für das Daily Business der Unternehmen.

Wie ambivalent das Thema Datenschutz in und für Unternehmen ist, zeigt allein schon ein banaler Vergleich des gängigen Einsatzes von Microsoft und Google Produkten in Unternehmen. Microsoft lieferte Jahrzehnte lang -nicht nur Klein- und Mittelständlern- die Komplettausstattung für Unternehmenscomputer mit seiner Software, was zwar immer wieder diskutiert aber letztendlich -mangels verlässlicher Alternativen- hingenommen wurde. Das Thema Datenschutz wurde trotz permanenter Sicherheitslücken -allein schon des Internet Explorers- hier weniger diskutiert als jetzt beim Launch des Google Browsers Chrome.

Immer mehr Unternehmen vertrauen sich dem beliebten Produkt Google Adsense an, welches die begehrten Leads für Marketing und Sales generiert oder auch ohne großen Aufwand nette Nebenverdienste für die Portokasse liefert. Auf der anderen Seite warnt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Internetuser vor dem privaten Gebrauch des Google Browsers. Google separiert derzeit die Interessen der Internetuser von denen der Unternehmen.

Google ist ein Abbild der menschlichen Doppelmoral: wunderbares Nebengericht, aber mit Vorsicht zu genießen – denn zuviel Genuß ist ungesund. Nachdem Google an allen Fronten mit intelligenten Lösungen aufwarten kann, kommt die große Furcht vor dem ‚gläsernen Menschen‘ – ein Abbild der 1984 Vision eines gewissen Herrn Orwell. Nachdem nun Bertelsmann und die Deutsche Telekom mit ihren Aktivitäten zur Neukundengenerierung das Thema Datenschutz endlich zu einem wichtigen Thema erheben, musman sich mal ansehen, was die Diskussion auf der Seite der Unternehmen bedeutet.

Aus Usersicht ist das Thema Datenschutz eigenlich schnell erzählt: In Deutschland gibt es das Recht auf ‚informationelle Selbstbestimmung‘. Jeder Bürger kann danach frei entscheiden, wer wann auf welche seiner persönlichen Daten Zugriff erhält. Prinzipiell sollte es eigentlich kein Problem geben, oder nicht? Jeder ist seiner Daten Schützer. Ganz einfach und für manche Menschen doch so kompliziert. Oder warum kommt das Thema sonst ins Gerede…?

Für Unternehmen hingegen wird es immer schwieriger und komplexer ’sauber‘ mit dem Thema Datenschutz umzugehen. Zehn Gedanken zum Thema Datenschutz in Daily Business, die die Diskussion weiter anregen sollen…

1. Datenschutzbestimmungen: Die Datenschutzbestimmungen kommen am Ende eines langen Einkaufs- und/oder Registrierungsprozesses. Eine Kurzfassung am Anfang eines jeden Einkaufes würde beim Kunden Vertrauen zum Shop schaffen und ihm das gute Gefühl der Vertrauenswürdigkeit des Unternehmens bezüglich seiner zukünftigen Kontaktaufnahme zum Kunden geben.

2. Erhöhte Transparenz: Der Online-Einkauf müsste aus Sicht des Datenschutzes vereinfacht und transparenter gemacht werden. Die Erhebung, Weitergabe und spätere Nutzung von Kundendaten der Unternehmen könnte über einfache Tick-Boxen am Anfang der Registrierung festlegen, wo die Daten hingehen. Manche Unternehmen sind bereits auf dem Weg dorthin. Der Online Einkauf dauert kürzer und der Einkaufsspaß wird später weniger getrübt.

3. Customer Relationship Management (CRM) und Business Intelligence (BI): Die IT wurde in den letzten Jahren im Sinne der verbesserten Kundenkommunikation umgebaut und erweitert. In vielen Unternehmen sind Kundendaten und -gewohnheiten zahlreich vorhanden, werden aber nicht ausreichend genutzt. Was bei Google Chrome kritisiert wird, ist nichts anderes als so manche Data Mining Massnahme in Unternehmen. Stellt sich die Frage, ob irgendwann Google oder der Staat die tiefergehenden Kundendaten für die Unternehmen sammelt, verfügbar und transparent macht oder weiterhin jedes Unternehmen selbst die Daten hosten. Tatsache ist, einer wird die Daten sammeln, ob die Kunden wollen oder nicht. Ist eine Zentralisierung erwünscht…?

4. Zielgruppengenaues Marketing: Targetierung von Abverkaufs- und Marketingaktionen wird immer problematischer, wenn tiefergehende zielgruppengerechte Adressierung aufgrund mangelhafter, nicht ausreichender Datenerhebung nicht mehr möglich ist. Der Kunde oder Interessent darf sich nicht wundern, wenn auf einmal Werbung eintrudelt, die nicht wirklich von Interesse ist. Ein klarer Rückschritt für die Unternehmen, die an die Zeit überfüllter Offline- wie Online -Briefkästen erinnert…

5. Kreditkarten: Das Vertrauen seine Kreditkartennummer beim Einkauf weiterzureichen, ist groß und weitläufig. Mit der Weitergabe der Kreditkartennummer weiß jedes Unterhemen, oder kann herausfinden, wer der Kunde ist, wenn es wirklich nötig ist. Stellt sich die Frage, warum alle Unternehmen mit einem langen Registrierungsprozeß beim Kunden die Datenschutzängste schüren. Hat man einmal erfolgreich und problemlos irgendwo eingekauft, macht man das doch sowieso nochmal, oder? Muss man wirklich seine Daten zusätzlich zur Kreditkarte bei jedem Kauf hinerlassen? Wenn ich ‚Offline‘ einkaufe, mache ichdas doch auch nicht, oder…?

6. Empfehlungsmarketing: Unternehmen sammeln die Daten beim Online-Einkauf aus zahlreichen Gründen – nicht nur um dem verbraucher zu schaden. Viele Kunden der Unternehmen kaufen nach Empfehlung des Herstellers, seiner Händler oder durch Drittanbieter später wieder. Gerade im Web 2.0 Zeitalter lassen sich durch tiefergehende Datenerhebungen neue Märkte oder Nutzerprofile vereinfachter erschließen. Ein Vorteil für den Kunden: In Social Netzwerken werden beispielsweise nur noch zielgruppengerechte Werbung angeboten. Es wird Zeit, dass die Unternehmen das erkennen und sich hierauf stärker fokussieren.

7. Partielle Datenschutz-Verantwortung: Müsste nicht der Browseranbieter, der die Tür zum WWW öffnet, auch eine gewisse grundsätzliche Verantwortung für den Datenschutz tragen? Gerade am Beispiel von Google Chrome müsste sich diese Diskussion doch langsam mal entzünden, hätte man meinen können…

8. Datenschutz Allianzen und Gütesiegel: Gäbe es Datenschutz Allianzen bzw. Gütsiegel für im Umgang mit persönlichen Daten ’saubere‘ Unternehmen -branchenweit oder im allgemeinen- würde sich die Datenschutz Diskussion im Rahmen halten. Diverse Ansätze wie Security Alliances deuteten mal in diese Richtung, sind aber irgendwie nicht mit der richtigen Ernsthaftigkeit von den Unternehmen weiterverfolgt worden.

9. Gewinnspiele: Vermutlich das größte Bottle-Neck des Datenschutzes bei den Unternehmen. Wenn man schon Gewinnspiele macht, solte man folgende Grundsätze endlich mal beachten, die Nutzer ausdrücklich wissen lassen und dazu stehen: a) die Daten werden ausgewertet b) die Daten werden genutzt zu Marketing- und Vertiebszwecken – auch mal durch Partner c) wer mitmacht, muss damit rechnen, Werbung zugesandt zu bekommen. Diese Offenheit der Unternehmen wird die Offenheit der Kunden treffen: Wer mitmacht, ist offen für meine Produkte und Angebote- und will nicht nur Gewinnpreise ‚abstauben‘ gemäß des ‚Jäger und Sammler‘- Prinzips. Solche User/-daten bringen den Unternehmen sowieso fast nie etwas…

10. Automatisierte- bzw. initiierte Datenlöschung durch Unternehmen: Gäbe es eine automatische oder durch Kunden einfach zu regelnde Löschung der Daten (z.B. nach Ablauf der Garantiefrist), hätten die Kunden es selbst in der Hand, wie lange die Daten bei den Unternehmen vorliegen. Man stelle sich eine Email oder einen Brief vor, welche den Kunden daran erinnert, seine Daten beim Unternehmen zu löschen, wenn er die direkte Kommunikation zukünftig nicht mehr wünscht. Bei jedem Online-Newsletter ist das Angebot
des Abbestellens des Newsletters längst Gang und Gäbe. Hat man aber irgendwo mal eingekauft und den Newsletter nicht abonniert, liegen die Daten vermutlich noch Jahrezehnte später den Unternehmen vor. Vielleicht wäre aber auch eine unmittelbare Datenlöschung durch die Unternehmen als Pflichtprogramm zwei (oder drei) Jahre nach dem letzten Kauf sinnvoll.

Spot On!
Der Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer fordert: „Wir brauchen mündige Kunden. Ohne das Vertrauen der Kunden kann kein Anbieter auf Dauer erfolgreich sein.“ Umgekehrt könnte man aus Kundensicht argumentieren: „Wir brauchen ethisch-saubere und vernünftige Unternehmen.“ Eine weitere Vision wäre zum Beispiel die sichere Schnittstelle zwischen Staat und Unternehmen herzustellen. Könnte man seine Kundendaten über einen gesicherten staatlichen Zugang selbst verwalten, wären die Diskussionen schnell erledigt.

Studie: Sicherheitsbewußtsein der Onliner steigt

Das Sicherheitsbewußtsein der Internet-User wird in Deutschland im Internet groß geschrieben – und ist jetzt mit einer Studie in Zahlen belegt worden. Die initiative D21 und Microsoft haben die Ergebnisse der Studie „Sicher Surfen 2008: Wie schützen sich Onliner im Internet?“ gestern bekannt gegeben.

Der erhöhte Einsatz von Sicherheitssoftware tritt dabei in den Mittelpunkt, Updates werden sofort nach Verfügbarkeit eingespielt (74%) und nicht mal 10% aktualisieren ihr Betriebssystem weniger als einmal im Monat oder nie. Die Werte zeigen eine klare Erhöhung zum Vorjahr. Bei der derzeitigen Nachrichtenlage wundert auch nicht, dass der Informationsbedarf zum Thema Datenschutz deutlich amgestiegen ist auf über 21% (2007: 6,7%).

„Unsere Sonderstudie zum Thema Sicherheit verzeichnete auch in diesem Jahr einen erfreulichen Aufwärtstrend beim Sicherheitsbewusstsein“, sagte Achim Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. „Das Interesse der Internetnutzer am Thema Datenschutz hat sich im Jahrestrend fast verfünffacht. Das ist ein deutliches Signal für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Der Schutz der Privatsphäre muss an die Spitze der Agenda. Das Thema Sicherheit im Internet bleibt also ein Dauerbrenner“, erklärt Berg.

Bestätigt wird dies auch durch die Politik. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sagte, die Bayerische Staatsregierung habe ein umfangreiches Maßnahmenbündel im Kampf gegen die Gefahren des Internets geschaffen. „Bereits 1995 haben wir beim Bayerischen Landeskriminalamt die so genannte Netzwerkfahndung eingerichtet. Ihre Aufgabe besteht darin, in Datennetzen zu fahnden, um so Straftaten oder konkrete Gefahrenlagen festzustellen. In den letzten Jahren hat Bayern die polizeiliche Internetüberwachung intensiviert und die länderübergreifende Koordinierung verbessert“, sagte Herrmann.

An der repräsentativen Studie nahmen 2378 deutsche Internetnutzer teil.

Offlinewelt 1.0: Luther, Galilei, E-vangelisten und das Cluetrain Manifest

Manchmal ist es einfach Zeit, sich zurückzubesinnen: Als Martin Luther 1517 mit seinen 95 Thesen die religiöse Welt erneuerte, hätte er vermutlich nie geglaubt, welche Wirkung so ein Papier auf Menschen haben kann. Kurz danach machte sich Galileo Galilei auf, der Menschheit zu erklären, die Erde sei eine Kugel. Viele Menschen glaubten ihm nicht, erklärten ihn für verrückt und weiß nicht was alles.

Vor ein paar Jahren hat die neue Internetgeneration sich selbst gerne als E-vangelist bezeichnet. Menschen, die sich anschickten, die Welt der Kommunikation zu verändern. Auch ich war einer von denen, die die Wirtschaft bekehrt hat, nicht mehr Printanzeigen zu schalten sondern auf Onlinewerbung zu setzen. Sie biete Interaktivität mit den Usern/Käufern, sei effizienter und umsatzträchtiger. Heute ist das alles selbstverständlich und irgendwie fühlt man sich gut, wenn man weiß, dass man doch auf das richtige Kommunikationspferd gesetzt hat. Ob Luther und Galileo auch diese Befriedigung hatten…?

Um die Jahrtausendwende liebten wir es, mit geschickten Argumentationsketten und rhetorischen Spielchen den Wert von Printanzeigen zu eliminieren. Die Aufmerksamkeit der Leser für eine Printanzeige wurde auf ein Minimum ‚herunter procentiert‘ und die Werbekunden zweifelten ihr eigenen Marketingausgaben an. Online war gut, Print für uns überholt. Das Spiel endete darin, dass Hefte des Mitbewerbs mit der Aussage in den Mülleimer flogen: „Wie Sie sehen, ist es besser, die Umwelt und die Bäume zu schonen, als hier Anzeigen zu platzieren.“ Im Zeichen der LOHAS Gesellschaft bekommt unser damaliges Vorgehen heute eine völlig neue Komponente, die auch wir damals noch nicht ahnten. Noch ein Zeichen, dass wir dem Strom der Zukunft voraus waren – auch wenn es, aus heutiger Sicht betrachtet, ein zu extremer Salespitch war.

Und die Kunden ließen uns unser extravagantes Vorgehen spüren: die Agenturen, Kunden und die Wirtschaft zeigten sich skeptisch, warteten die Eingebung ab. Konnten Sie den von den E-vangelisten erzählten Veränderungsprozesses in der Kommunikation glauben? Werden die Prophezeihungen Wahrheit und Alltag inder Internetbranche? Das Platzen der ‚Dot Com Bubble‘ in den Jahren 2001 und 2002 schien die Skeptiker zu bestätigen. Wenn auch nur kurzfristig…

Was mich heute beruhigt, ist dass wir damals nicht alleine waren. Viele stellten damals Vermutungen und Grundsätze auf, die skeptisch beäugt wurden, ob ihrer Wichtigkeit und Bedeutung für das Business des 21ten Jahrhunderts. Und dann bin ich gestern wieder auf das Schriftstück eines Mannes gestossen, der heute als Autor und Philisoph des Internets geführt wird: David Weinberger. Mit drei weiteren US-Amerikanern schrieb er 1999 das Cluetrain Manifest, welches eine Sammlung von 95 Thesen zum Verhältnis zwischen Unternehmen und Kunden im Internet darlegt.

Wenn man sich heute die 95 Thesen aus Unternehmersicht ansieht und mal auf die Social Media Bewegung projeziert, wird sicher so manchem Unternehmen auffallen, wie sich diese Zeilen bewahrheitet haben und inzwischen Standard geworden sind.

Der Kreis der Rückbesinnung endet nie, wenn wir die Webkommunikation unserer Unternehmen nach dem Lesen der 95 Thesen nochmal überdenken: Unsere Kundenkommunikation ist online, in communities, im word-of-mouth Trend, ja, alles da…

Aber ist sie auch ‚offline‘ menschlich, hören wir auch auf die Kunden, nutzen wir die Möglichkeiten der Interaktion wirklich? Man merkt schnell, wieviel Denkansätze diese 95 Thesen für das tägliche Business liefern. Und wenn man nur eine der Thesen in seinem Business perfekt für sich nutzt, hat es schon geholfen... Das Cluetrain Manifest – 95 Thesen

1

Märkte sind Gespräche.

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Die Märkte bestehen aus Menschen, nicht aus demographischen Kategorien.

3
Gespräche zwischen Menschen klingen menschlich. Sie werden mit der menschlichen Stimme geführt.

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Ob es darum geht, Informationen weiterzugeben oder Meinungen, zu streiten oder witzig zu sein – die Stimme des Menschen ist offen, natürlich, nicht aufgesetzt.

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Menschen erkennen einander am Klang ihrer Stimme.

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Durch das Internet kommen Menschen miteinander ins Gespräch, wie es im Zeitalter der Massenmedien undenkbar war.

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Hyperlinks untergraben die Hierarchien.

8
Menschen reden miteinander sowohl in den intervernetzten Märkten als auch unter intravernetzten Kollegen.

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Diese vernetzten Gespräche gebären neue und machtvolle Gestalten gesellschaftlicher Beziehung und des Austauschs von Wissen.

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Dabei werden die Märkte intelligenter, sie sind besser informiert und sie organisieren sich von alleine. In vernetzten Märkten mitzuwirken, verändert die Menschen grundlegend.

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Die Menschen in vernetzten Märkten haben begriffen, dass sie durchschauen was gespielt wird und, dass sie sich aufeinander besser verlassen können als auf
die Anbieter. Das ist das Ende des Firmengeschwätzes über den Mehrwert ihrer Waren.

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Es gibt keine Geheimnisse. Der vernetzte Markt weiß mehr als der Hersteller über seine Produkte. Ob gut oder schlecht, das Wissen spricht sich herum.

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Was in den Märkten geschieht, stimmt auch für die Mitarbeiter. Nur das metaphysische Konstrukt namens „Firma“ steht zwischen Märkten und Mitarbeitern.

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Die Unternehmen äußern sich nicht mit der Stimme der neuen, vernetzte
n Gespräche. In den Ohren ihrer Zielgruppe klingt die Stimme hohl, es ist die Stimme des
Unmenschen.

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Schon bald wird uns die gängige Stimme des Geschäftslebens, die Sprache der Corporate Identity und der Prospekte, so affektiert vorkommen wie die Sprache der barocken Fürstenhöfe.

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Schon jetzt kommt die Jahrmarktsanmache vieler Unternehmen bei den Menschen nicht mehr an.

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Wer noch glaubt, die Online-Märkte seien dieselben, die einst seine Fernsehwerbung ertragen haben, macht sich etwas vor.

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Unternehmen, die nicht begreifen, dass ihre Märkte von Person zu Person vernetzt sind, deshalb immer pfiffiger werden und sich darüber unterhalten, versäumen ihre beste Chance.

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Heutzutage können sich die Unternehmen mit ihren Märkten unmittelbar austauschen. Wenn sie dabei versagen, könnte es ihre letzte Chance gewesen sein.

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Die Unternehmen tun gut daran, das Gelächter im Markt zu hören. Oft gilt es ihnen.

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Die Unternehmen sollten sich weniger ernstnehmen und etwas Humor entfalten.

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Witze auf der Website sind kein Humor. Humor gedeiht, wo wirkliche Werte mit Bescheidenheit angeboten werden, wo Unternehmen geradeheraus sagen, wie die Dinge liegen und dann dazu stehen.

23
Unternehmen, die sich „positionieren“ möchten, sollten etwas Nennenswertes zu sagen haben. Am besten etwas, das dem Markt nahegeht.

24
Das Geprotze „Wir streben an, der Beste im Markt zu sein“, ist jedenfalls keine Position, das interessiert keinen.

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Die Unternehmen tun gut daran, von ihren Zinnen herabzusteigen und das Gespräch mit den Menschen zu suchen. Deren Zuwendung brauchen sie.

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Ihre Öffentlichkeitsarbeit hat mit der Öffentlichkeit wenig zu tun. Die Unternehmen ängstigen sich vor ihren Märkten.

27
Ihre arrogante Sprache hält die Menschen auf Distanz, sie bauen Mauern, mit denen sie die Menschen draussen halten.

28
Ihre Marketingpläne gründen auf der Angst, der Markt könne dahinterkommen, was sich im Unternehmen tatsächlich abspielt.

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Gandhi meinte: „Vertrauen ist eine Tugend. Misstrauen geht immer aus Schwäche hervor.“

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Markentreue ist im Geschäftsleben etwa dasselbe wie eine junge Liebe. Aber die Trennung droht und zwar bald. Da die Märkte vernetzt sind, finden sich neue Liebschaften im Handumdrehen.

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Vernetzte Märkte wechseln ihre Lieferanten und vernetzte Wissensarbeiter ihren Job über Nacht. Es ist übrigens die Sucht der Unternehmen zum Downsizing, welche die Menschen provoziert: „Treue, wovon redet ihr eigentlich?“

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Die intelligenten Märkte finden Anbieter, die in ihrer Sprache mitreden.

33
Mit menschlicher Stimme zu sprechen, ist kein Partytrick. Sie kann auch nicht in trendigen Workshops aufgeschnappt werden.

34
Um die menschliche Stimme wiederzugewinnen, muss das Unternehmen die Besorgnisse seiner Kunden teilen. Die Kunden verbinden sich zu Gemeinschaften aus Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen (Communities).

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Das Unternehmen muss zu einer Gemeinschaft gehören.

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Das Unternehmen muss sich fragen, wie weit seine Kultur reicht.

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Tritt seine Kultur kürzer als die seiner Gemeinschaft, hat es keinen Markt.

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Gemeinschaften gründen sich auf den Diskurs – auf einem Gespräch über Besorgnisse von Menschen.

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Die Gemeinschaft des Diskurses ist der Markt

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Unternehmen die nicht zu einer Gemeinschaft des Diskurses gehören, sterben ab.

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Die Unternehmen ereifern sich in Fragen der Sicherheit. Aber Sicherheit ist ein weißer Elefant. Die Unternehmen verbergen sich weniger vor dem Wettbewerb als vor den Märkten und vor ihren eigenen Mitarbeitern.

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Die Menschen sprechen miteinander innerhalb des Unternehmens genauso wie sie es in den vernetzten Märkten tun. Nicht über Org.-Anweisungen, Führungsvisionen und Betriebsergebnisse.

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Solche Gespräche spielen sich über die Intranets der Firmen ab, aber nur wenn das Klima stimmt.

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Typischerweise werden Intranets von oben nach unten durchgesetzt. So glaubt das Management seine Human Relations und seine Geschäftspolitik wie Botschaften an den Mann zu bringen. Die Mitarbeiter ignorieren das Gewäsch.

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Intranets neigen von alleine dazu, Leerlauf auszugrenzen. Die besten Intranetze bilden sich von unten nach oben, aus dem Einsatz engagierter Vorreiter, die gemeinsam etwas viel Spannenderes vorantreiben, den intravernetzten Diskurs im Unternehmen.

46
Ein organisch gesundes Intranet verbündet die Mitarbeiter in vielerlei Hinsicht und radikaler als jede Ideologie.

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Davor fürchten sich die Unternehmen, aber ohne ein offenes Intranet sind sie aufgeschmissen. Das ist ein Intranet, wo das Wissen durch kritischen Diskurs
gepflegt wird. Dem Drang, den Diskurs zu „verbessern“ oder gar zu steuern, sollten sie widerstehen.

48
Sobald das Intranet nicht durch Ängstlichkeit und Gängelei erstickt wird, entfaltet sich dieselbe Gesprächskultur wie in den vernetzten Märkten.

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Organigramme haben in der alten Ökonomie funktioniert, als Planungen und Direktiven von der Spitze der Pyramide zur Basis durchgereicht wurden.

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Das zeitgemäße Organigramm bildet keine Hierarchie ab, sondern es ortet wo das Unternehmen mit Hyperlinks durchsetzt ist. Die Autorität des praktischen Wissens erübrigt Titel, oft auch Positionen.

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Autoritäre Führungsgewohnheiten speisen sich aus der Bürokratie und vervielfältigen sie. Sie befördern Intrigantentum und schaffen ein paranoides Mobbingklima.

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Paranoia vernichtet die Gesprächskultur, das ist ihr Zweck. Aber der Mangel an offenem Gespräch vernichtet Unternehmen.

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Zwei Diskurse ereignen sich parallel: Der eine in der Firma, der andere mit dem Markt.

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Meist stolpern beide vor sich hin. Weil antiquierte Auffassungen vom Dienst und seiner Überwachung im Wege herumliegen.

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Als Geschäftspolitik sind die alten Kommandostrukturen wie Gift. Als Werkzeug sind sie kaputt. Einem misstrauischen Management begegnen Wissensarbeiter mit Feindseligkeit und die Reaktion des Marktes ist ebenfalls – Misstrauen.

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Die beiden Diskurse suchen das Gespräch miteinander. Sie sprechen mit gleicher Zunge und sie erkennen einander an der Stimme.

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Intelligente Unternehmen sehen zu, dass sie dem nicht im Wege stehen. Sie kümmern sich, dass das Unvermeidliche beschleunigt wird.

58
Wenn wir die Bereitschaft, nicht im Wege zu stehen, als Maß für die Intelligenz eines Unternehmens annehmen, haben noch wenige Unternehmen ihren IQ erhöht.

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So wenig bewusst es den Menschen noch sein mag, es sind bereits Millionen, welche die Unternehmen online als merkwürdige Körper wahrnehmen, die vor allem eines tun: dafür zu sorgen, dass die Begegnung der Diskurse nicht zustandekommt.

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Das ist selbstmörderisch. Die Märkte wollen mit den Unternehmen sprechen.

61
Der Teil des Unternehmens, mit dem der Markt sprechen möchte, ist hinter Sprechblasen versteckt.

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Die Märkte lehnen die verabreichten Sprachhülsen ab. Sie wollen mitmachen bei den Gesprächen hinter dem Firewall des Unternehmens.

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Werden wir persönlich: Wir sind diese Märkte. Wir möchten mit euch sprechen.

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Wir wollen wissen, was ihr in den Unternehmen treibt, wir wollen eure Pläne und Strategien kennen, wir wollen Zugang zum Besten das eure Intelligenz zu bieten hat. Eure Vierfarb-Broschüren öden uns an und der Schnickschnack auf euren Websites schmeckt nach Konserve.

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Wir sind übrigens auch eure Mitarbeiter. Wir wollen mit den Kunden sprechen, und zwar mit unserer Stimme und nicht mit den Plattheiten eurer Telefonskripte.

66
Als Märkte und als Mitarbeiter hängen uns die Informationen zum Halse heraus, die ihr da absondert. Glaubt ihr wirklich, wir bräuchten die gesichtslosen Jahresberichte und die Studien eurer Marktforschung um uns miteinander bekanntzumachen?

67
Als Märkte und als Mitarbeiter fragen wir uns, warum ihr nicht zuhört. Eure Sprache ist Fremdsprache.

68
Der wichtigtuerische Jargon, den ihr auf Konferenzen und in der Presse um euch werft, was hat der mit uns zu tun?

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Vielleicht beeindruckt ihr die Investoren. Aber nicht uns.

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Wenn ihr auf uns keinen Eindruck macht, gehen eure Aktionäre baden. Verstehen die das nicht? Sobald sie es begriffen haben, fallen eure Kurse.

71
Was ihr über „den Markt“ von euch gebt, macht uns mürbe. In euren Prognosen finden wir uns nicht wieder. Wahrscheinlich, weil wir längst woanders sind.

72
Uns gefällt der neue Marktplatz besser. Den schaffen wir uns nämlich selber.

73
Ihr seid eingeladen, aber es ist unsere Welt. Wollt ihr mit uns handeln, dann steigt vom Kamel.

74
Gegen Werbung sind wir immun. Die könnt ihr vergessen.

75
Wenn ihr wollt, dass wir mit euch sprechen, erzählt uns etwas. Zur Abwechslung etwas Interessantes.

76
Wir haben Vorschläge, die euch etwas angehen: Wir brauchen neues Werkzeug, besseren Service, Dinge die wir gern bezahlen. Habt ihr ’ne Minute?

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Ihr seid gerade beschäftigt, ihr könnt unsere eMail nicht beantworten? Das tut uns leid, wir kommen später wieder. Vielleicht.

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Ihr möchtet, dass wir bezahlen? Wacht auf: Wofür eigentlich!

79
Kommt von eurem Egotrip herunter, lasst die Nabelschau sein!

80
Ke
ine Sorge, ihr könnt auch in Zukunft Geld an uns verdienen. Vorausgesetzt, ihr habt noch etwas anderes im Kopf.

81
Fällt euch nicht auf, dass Geld an sich eine unendlich langweilige Sache ist? Was habt ihr sonst noch drauf?

82
Euer Produkt ist kaputt gegangen. Warum? Wir möchten mit dem Verantwortlichen sprechen, der es hergestellt hat. Eure Firmenstrategie kapieren wir nicht. Wir möchten mal mit dem Chef sprechen. Was soll das heißen: Sie ist nicht da?

83
Wir rechnen damit, dass ihr demnächst fünfzig Millionen von uns so ernst nehmt wie einen eurer großköpfigen Experten.

84
Einige Leute aus eurem Laden kennen wir. Online verstehen wir uns ganz gut. Habt ihr noch mehr von der Sorte? Dürfen sie rauskommen und spielen?

85
Wenn wir Fragen haben, finden wir die Antworten untereinander. Wenn ihr auf den Mitarbeitern nicht wie die Henne auf den Eiern säßet, würden wir sie fragen.

86
Wenn wir nicht gerade eure Zielgruppe mimen, sind wir auch eure Mitarbeiter. Und als solche würden wir lieber online mit unseren Bekannten sprechen als auf die Uhr zu schauen. So würde sich euer Name wie ein Buschfeuer ausbreiten, wirksamer als mit euren Kommunikations-Tools. Aber ihr sagt, das Gespräch mit dem Markt gehört in die Hände von Fachleuten.

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Wir wünschen uns, dass ihr mitbekommt was hier gespielt wird. Aber glaubt nicht, wir hielten die Luft an.

88
Die Frage, ob ihr die Kurve kriegt um mit uns noch Geschäfte zu machen, plagt uns nicht. Geschäfte sind nur ein Teil unseres Lebens. Für euch scheint es das Ganze zu sein. Überlegt doch mal: Wer braucht hier wen?

89
Am längeren Hebel sitzen wir. Wenn ihr das noch nicht geschnallt habt, kommt ein anderer Anbieter, der aufmerksamer ist und nicht so öde.

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Unser neuer Diskurs ist spannender als fast alle Messen, unterhaltsamer als jedes Fernsehen und ganz bestimmt lebensnäher als die Websites und Drucksachen die ihr uns zumutet.

91
Unser Treueid gilt uns selber, unseren Freunden, unseren neuen Verbündeten und Bekannten, ja auch denen, die mit uns streiten. Unternehmen, die mit dieser Denkart nichts anfangen können, haben keine Zukunft.

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Die Unternehmen geben Millionen aus für das Jahr-2000-Problem. Wie kommt es, dass sie das Ticken dieser Zeitbombe überhören? Hier geht es um mehr.

93
Wir bewegen uns innerhalb und außerhalb der Unternehmen. Was die draußen von denen drinnen trennt, sieht aus wie ein tiefer Graben, ist aber nur lästig. Den schaufeln wir von beiden Seiten zu.

94
Den Unternehmen der alten Ökonomie kommen die vernetzten Gespräche konfus vor, manchmal anarchisch. Das mag sein, aber sie werden immer tüchtiger und wir sind schneller als die alten Unternehmen. Wir verwenden das bessere Werkzeug, denken pfiffiger und vor allem: Uns bremsen keine Hausregeln.

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Wir sind aufgewacht und verbinden uns miteinander. Wir beobachten. Wir warten nicht.

Internetkäufer stehen auf Gütesiegel

Wie wichtig das Vertrauen in einen Onlineshop ist, belegt jetzt eine Studie der GFK unter 1000 Internetshoppern – verständlicherweise. Denn kämpfen Handel und Unternehmen mit den gesichtslosen Powershoppern, so haben die Käufer das Problem seriöse Shops von ,gefakten‘ Shops unterscheiden zu können.

Das Ergebnis der Befragung, die im Auftrag von Trusted Shops durchgeführt wurde, verwundert somit nicht: Mehr als 60% der Befragten befinden ein Gütesiegel für ein Unternehmen als ,sehr wichtig‘ und ‚wichtig‘. Der Anteil ist bei den 60+ jährigen Internetkäufern sogar 72,8%.

Positiv beeinflußen Gütesiegel auch das Zahlungsverhalten der Onlinekäufer. Fast 65% äußerten Bedenken einer Vorabzahlung bei Unternehmen ohne Gütesiegel. Da die Gütesiegel mit einer Geld-zurück-Garantie behaftet sind, ist nachvollziehbar, dass fast 47% davon im Zweifelsfall profitieren möchten.

Vorsicht ist auch bei der Preispolitik geboten: Ein vergleichsweise sehr günstiger Preis hält User eher vom Kauf ab und wirft den Schatten der Unseriosität auf das Unternehmen.